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 Netzwerk Neue Musik

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KulturPro
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BeitragVerfasst am: 28.06.2006, 12:42    Netzwerk Neue Musik Antworten mit ZitatNach oben

Netzwerk Neue Musik
Förderung der Vermittlung von (neuer) Musik durch Kooperation


Nicht der Mangel an Neuer Musik, sondern ihre geringe öffentliche Wahrnehmung in Deutschland verurteilen sie zu einem Nischendasein im Kulturbetrieb. Will man Neue Musik als wichtige zeitgenössische Kulturpraxis in Deutschland heute nachhaltig und gezielt unterstützen, so geht es in erster Linie darum, sie an ein größeres Publikum zu vermitteln. Dies ist das Ergebnis einer umfassenden Recherche der Kulturstiftung des Bundes, in der Experten in Workshops und Einzelgesprächen zur Situation der Neuen Musik in Deutschland befragt wurden.

In der breiten Bevölkerung herrscht eine ganz allgemeine Skepsis gegenüber der Neuen Musik. Neue Musik gilt als „schwierig“, „intellektuell“ und „hermetisch“. Sie wird nur von einer kleinen Gruppe „Eingeweihter“ gehört und diskutiert. Der Zugang zur Neuen Musik wird dadurch erschwert, dass einem breiteren Publikum die notwendigen Kenntnisse und Erfahrungen fehlen, um sie genießen zu können. Deshalb müssen die Hürden zum Verständnis und zum Interesse an dieser Kunst durch geeignete Vermittlungsformen abgebaut werden.

Mit diesem Projekt wendet sich die Kulturstiftung des Bundes an Städte in Deutschland, die etwas für die Vermittlung der Neuen Musik tun wollen. Ähnlich wie beim „Tanzplan“ soll ausgehend von den Bedürfnissen und Potenzialen vor Ort gefördert werden. Im Wege der im Rahmen des „Tanzplan Deutschland“ bewährten Form der Kooperation von Bund, Ländern und Gemeinden ruft die Kulturstiftung des Bundes mit dem „Netzwerk Neue Musik“ deshalb gezielt ein Programm ins Leben, das die Vermittlung Neuer Musik vor Ort durch gebündelte Initiativen unterstützt. Von der Erweiterung und Intensivierung der Vermittlungsaktivitäten profitieren langfristig die Akteure im Bereich Neuer Musik ebenso wie das Kulturleben in den Städten.

Die Kulturinstitutionen, die sich mit Neuer Musik befassen, sollen sich in der Stadt und der Region Partner suchen, die gemeinsam die Präsentation und Vermittlung Neuer Musik erproben und durchführen. So kann ein Netzwerk innerhalb einer Kommune und über deren Grenzen hinaus entstehen, welches die Neue Musik als Bestandteil kulturellen Erlebens nützt und neue Wege ihrer Vermittlung erprobt.

8 bis 10 deutsche Städte sollen von der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Projekts „Netzwerk Neue Musik“ eine Förderung in Höhe von jeweils bis zu 1 Mio. Euro in den Jahren 2007 bis 2011 erhalten. 50 % der entstehenden Gesamtkosten müssen von Stadt, Land, den beteiligten Institutionen oder privaten Förderern aufgebracht werden.

Förderungen können für folgende Vorhaben beantragt werden:

a] die Schaffung einer Stelle für Musikvermittlung an einer bestehenden Institution in der Stadt, also an einem Opernhaus oder Konzerthaus oder bei einem dort erfolgreich arbeitenden Kammerensemble für die Dauer von mindestens drei Jahren;

b] die Erarbeitung eines neuen Programms für Neue Musik an diesem Haus oder Ensemble unter dem besonderen Aspekt seiner Vermittlung. Diese sollte von den mitwirkenden Musikern, Dirigenten und Institutsleitern geleistet werden;

c] die Einladung eines Composer in Residence. Dabei verpflichtet sich ein Komponist, für ein Jahr in der Stadt zu leben und Werke für diese Stadt zu komponieren. Er steht innerhalb des etablierten Vermittlungskonzeptes den kulturellen Institutionen zur Verfügung und engagiert sich im innerstädtisch-kulturellen Bereich.

d] Die Gründung oder Beauftragung eines „Ensemble in Residence“, das sich über ein Jahr verpflichtet, in dieser Stadt Aufführungen von Neuer Musik mit neuen Vermittlungsstrukturen zu flankieren und über den etablierten Präsentationsrahmen hinauszugehen, indem es beispielsweise neue Orte für die Musik entdeckt und ungewohnte Formen der Zusammenarbeit begründet;

e] die Ausschreibung eines Wettbewerbs für eine Kinderoper und ihre Realisierung am jeweiligen Musiktheater oder durch einen anderen örtlichen Veranstalter;

f] die Förderung von Zweitaufführungen in Konzertprogrammen und Opernhäusern der jeweiligen Stadt, um die Verbreitung bestehender Werke der Neuen Musik zu fördern;

g] für die Knüpfung eines Netzwerkes in der Stadt, das heißt die gezielte Entwicklung eines Vermittlungsprogramms für Neue Musik in allgemein bildende Schulen, Musikschulen, Jugendinitiativen, die Volkshochschule und die Universitäten.


Über die Auswahl der Städte und ihrer Konzepte entscheidet das Kuratorium des „Netzwerk Neue Musik“ (vgl. Anhang).

Die Maßnahmen zur Schaffung des „Netzwerks Neue Musik“ werden außerdem durch Begleitprojekte der Kulturstiftung des Bundes ergänzt:

a) Forschungsauftrag zur Untersuchung der bestehenden Vermittlungsarbeit von Neuer Musik in Europa, den USA und Japan
Die unterschiedlichen Ansätze der Vermittlung Neuer Musik sind bislang nicht zusammenhängend untersucht und erfasst worden. Deshalb werden Forschungsaufträge vergeben, die über die Dauer von ein bis zwei Jahren die bisherigen Projekte und bestehenden Strukturen im Bereich der Vermittlung Neuer Musik erforschen, erfassen und evaluieren. Dabei sind Aktivitäten in den Bereichen Musiktheater, Musikschule, Musikwissenschaft, klassische Schulmusikpädagogik, Hochschulpädagogik, von klassischen Bildungsinstitutionen und von Musikern und Komponisten selbst zu berücksichtigen. Die Ergebnisse werden in der Folge publiziert und den entsprechenden Vermittlungsträgern im Sinne eines Handbuchs unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die Arbeit soll im Herbst 2006 beginnen. Die Vergabe der Forschungsaufträge erfolgt durch das Kuratorium.

b) Kongress zur Musikvermittlung
2008 soll ein Kongress stattfinden, der die Forschungsergebnisse vorstellt und diskutiert. Besonders wichtig ist die Teilnahme der im Programm „Netzwerk Neue Musik“ geförderten Städte, die ihre bisherigen Erfahrungen bei der Entwicklung und Umsetzung von neuen Vermittlungsstrukturen aus der Praxis heraus vorstellen sollen. In der Diskussion zwischen den Musikern, Komponisten, Produzenten und Musikpädagogen soll es zu Empfehlungen hinsichtlich der Musikvermittlung in Deutschland kommen. Hier können auch Vorschläge zur Gestaltung des Musikunterrichts (im Besonderen hinsichtlich der Einführung der Ganztagsschule), der Ausbildung von Musikpädagogen, Musikern, Komponisten und Kulturmanagern formuliert werden. Auch diese Ergebnisse werden im Anschluss publiziert.

c) Website
Die Website präsentiert alle Aktivitäten im „Netzwerk Neue Musik“ und ermöglicht die Kontaktaufnahme der Verantwortlichen untereinander. Aus der Kenntnis der Projekte der Anderen ergeben sich in der Folge vielfältige Kooperationen der Städte, so können Vermittlungsaktivitäten, die sich bewährt haben, mehrfach verwertet werden. Die Site soll sich nach und nach zu einem wichtigen allgemeinen Portal für Fragen der Musikvermittlung entwickeln.


Die Kulturstiftung des Bundes fördert das Programm „Netzwerk Neue Musik“ mit insgesamt bis zu 12 Mio. Euro in den Jahren 2006 bis 2011.





















Anhang

Dem Kuratorium „Netzwerk Neue Musik“ gehören die folgenden Personen an:

Beat Furrer
Geboren 1954 in Schaffhausen. Nach seiner Übersiedlung nach Wien im Jahre 1975 studierte er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Dirigieren bei Otmar Suitner sowie Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati. Im Jahr 1985 gründete er das Klangforum Wien. Im Auftrag der Wiener Staatsoper schrieb er seine erste Oper "Die Blinden", die bei Wien Modern 1989 im Odeon erstmals aufgeführt wurde. Unter Claudio Abbado gelangte "Face de la Chaleur" 1991 im Wiener Musikverein zur Uraufführung. Seine Oper "Narcissus" wurde im 1994 beim steirischen herbst an der Grazer Oper uraufgeführt. Bei den Musikfestwochen in Luzern war Beat Furrer Composer in Residence. 2003 wurde seine Oper "Begehren" in Graz szenisch uraufgeführt sowie "invocation" im Juli 2003 im Rahmen der Zürcher Festspiele. 2005 wurde "Fama" in Donaueschingen uraufgeführt. Seit Herbst 1991 ist Furrer Ordentlicher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz. 2004 erhielt er den Musikpreis der Stadt Wien.

Eckehard Kiem
Geboren 1950. Von 1969-1978 Studium der Schulmusik, Germanistik und Musikwissenschaft mit den Hauptfächern Musiktheorie und Komposition in Mannheim und Freiburg. 1974-1978 Lehrbeauftragter für Musiktheorie an der Musikhochschule Freiburg, ab 1978 Professor für Musiktheorie an der Musikhochschule Freiburg. Aufführungen bei zahlreichen Festivals Neuer Musik, Produktionen beim SWR, WDR, Deutschlandfunk. Mitbegründer und Mitherausgeber der Zeitschrift "Musik & Ästhetik". Autor und Herausgeber zahlreicher musikwissenschaftlicher und musiktheoretischer Bücher und Artikel. Mitarbeit an zahlreichen Opernproduktionen als wissenschaftlicher Berater.

Renate Liesmann-Baum
Geboren 1949. Studium der Musikgeschichte, Kunstgeschichte und Germanistik in Köln. Lehrtätigkeit als Kunsterzieherin, später als Dozentin an der Rheinischen Musikschule Köln. 1981 Mitbegründerin der ‚Kölner Gesellschaft für Neue Musik’, hier im Vorstand bis 1989. Ab 1985 Planung und Durchführung diverser Musikprojekte für die Stadt Köln (Kompositionswettbewerb ‚Junge Generation in Europa’, ‚Musik aus der Emigration’, ‚Rheinisches Musikfest’). Diverse Tätigkeiten für den WDR. 1987 Eintritt in die Stadtverwaltung Köln, zunächst im Referat ‚Sonder- und Großprojekte’, hier Gründung des Musikfestivals ‚Romanischer Sommer Köln’. 1990-2001 Leitung des Musikreferats im Kulturamt Köln. Entwicklung diverser Förderkonzepte für Musik in der Stadt Köln. Seit 2002 freiberufliche Tätigkeit.

Anna Loose
Geboren 1973. Geschäftsführerin des Forum Neues Musiktheater der Staatsoper Stuttgart, eines Laboratoriums zur Erforschung und Entwicklung des Verhältnisses zwischen Musik und Darstellender Kunst mit dem Schwerpunkt des Einsatzes neuer Medien. Sie studierte Rechtswissenschaften an der Friedrich-Alexander Universität in Erlangen. Neben ihren juristischen Tätigkeiten arbeitete sie als Regieassistentin und Dramaturgin zum Beispiel bei der Young Opera Company Freiburg und der Opéra National de Paris. In ihrer Tätigkeit beim Forum Neues Musiktheater kümmert sie sich um innovative Vermittlungsprojekte für Neue Musik und Neue Oper.

Christian Scheib
Geboren 1961. Studium der Musikpädagogik sowie der Musikwissenschaft in Wien und Berlin. Redakteur für Neue Musik beim ORF und seit 1995 Programmdirektor des sogenannten ‚Musikprotokolls’ (= Musikprogramms) des Festivals steirischer herbst. 1993-1996 als Musik-Kurator im Auftrag des österreichischen Bundesministers für Kunst Gründung und Aufbau diverser neuer Musikinitiativen in Österreich (‚Klangnetze’, mica – music information center austria). 1998 Gastdozent am Critical Studies Department des California Institute of the Arts. Diverse Publikationen.

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